Nachhaltig reisen

Nachhaltig reisen – doch wie?

Laut der UN-Welttourismusorganisation UNWTO ist Tourismus nachhaltig, wenn seine gegenwärtigen und zukünftigen ökonomischen, sozialen und ökologischen Auswirkungen vollumfänglich berücksichtigt und die Bedürfnisse der Besucher, der Industrie, der Umwelt und der Einheimischen berücksichtigt werden.

Drei Schlagworte, welche die Gesellschaft und die Tourismusbranche diskutieren:

1. Overtourism: Er steht für überfüllte Reiseziele, unzufriedene Einwohner, fehlenden Freiraum.
2. Klimawandel: Er wird u.a. durch den enormen, weltweiten Anstieg von Flugreisen und Kreuzfahrten mit den meist schwerölbetriebenen Schiffen angeheizt.
3. Plastikverschmutzung: Sie ist zu Land und zu Wasser derart gravierend, dass vielerorts bereits Verbote und Massnahmen umgesetzt werden mussten, insbesondere auch zum Schutz der Meere(-stiere).

Wer heute aufs Reisen nicht verzichten will oder kann, macht sich vermehrt Gedanken über die Auswirkungen einer Reise auf die Umwelt und die Menschen am Reiseziel.
Das sind die wichtigsten Tipps für nachhaltiges, bewusstes und dennoch genussvolles Reisen:

Tipp 1

Die Reise planen und vorbereiten Grundsätzlich gilt: Zuerst überlegen, dann entscheiden und buchen. Die Wahl des Reiseziels, der Route, des Verkehrsmittels, der Unterkunft und die Reisedauer sind für die persönliche CO2-Bilanz von entscheidender Bedeutung. Reise ich in die Ferne oder in eine europäische Stadt? Unternehme ich eine Kreuzfahrt? Amsterdam, Barcelona, Venedig, Machu Picchu in Peru oder viele Strände auf der Welt – das sind sehenswerte Orte. Sie haben jedoch ein Problem: Sie sind beliebt, zu beliebt. Das Phänomen nennt sich «Overtourism». Die Touristenmassen fordern die Behörden. Es ist ihre Aufgabe mit der Bevölkerung festzulegen, wie man ökologische, soziale und ökonomische Ziele mit den Wünschen der Gäste in Einklang bringen kann. Es gibt genügend alternative Reiseziele und Sehenswürdigkeiten. Doch sind sie nicht so bekannt.
Empfehlung
Die Mitglieder des Schweizer Reise-Verbandes (SRV) setzen in der Beratung u.a. auch auf verantwortungsvolle Reisen. Einige der Mitglieder, ob Reiseveranstalter oder Reisebüro, zeichnen sich mit einem Nachhaltigkeitslabel aus. Zudem kennen die Mitarbeitenden attraktive Alternativen zu den Hotspots.
Entscheidungshilfen für die Planung von nachhaltigen Reisen - fairunterwegs.org. Die SympathieMagazine vom Studienkreis für Tourismus und Entwicklung sind die etwas anderen Reiseführer. Sie sind informativ, unterhaltsam und helfen, Land und Leute, deren Kultur und Geschichte besser zu verstehen.

Tipp 2

Reiseziel und Transportmittel wählen Die Wahl des Transportmittels hängt vom Reiseziel und -dauer ab. Tendenziell ist es empfehlenswert in einem Radius von drei bis fünf Stunden mit der klimafreundlicheren Bahn (oder Bus) zu reisen. Wer nicht auf das Flugzeug verzichten will, sollte eine Airline wählen, die mit einer modernen Flotte unterwegs ist. Bei neueren Flugzeugen ist der Treibstoffverbrauch deutlich tiefer. Wer mit dem Flugzeug in die Ferne reist, sollte nach Möglichkeit weniger oft, dafür länger unterwegs sein. Die Faustregel lautet: Je weiter ich reise, desto länger bleibe ich vor Ort. Dabei erhole ich mich besser und reduziere meine CO2-Emissionen.
Empfehlung
Wer trotzdem fliegt, kann den ökologischen Fussabdruck auch möglichst klein halten. Es gilt: Vermeiden, reduzieren, kompensieren.
myclimate ist in der Schweiz der SRV-Partner für wirksamen Klimaschutz. Was viele Reisende nicht wissen: Wer eine CO2-Kompensation leistet, kann diesen Beitrag als Spende, welche in nachhaltige Projekte investiert wird, von den Steuern absetzen.

Tipp 3

Eine nachhaltig geführte Unterkunft vorziehen Umfragen bestätigen, dass sich immer mehr Reisende für eine nachhaltig geführte Unterkunft (Hotel, Pension, Gästehaus, Campingplatz etc.) interessieren. Dabei spielen nicht nur der Preis oder die Zahl der Sterne der Hotelklassifikation eine Rolle, sondern wie beim fairen Handel (Fair Trade) auch weltweit rund 150 spezifische Gütesiegel. Nachhaltig zertifizierte Unterkünfte sind nicht zwangsläufig teurer als herkömmlich geführte Betriebe. Ein Nachhaltigkeitslabel oder Zertifikat wird durch eine unabhängige Organisation vergeben. Das Label bestätigt, dass die Unterkunft nicht nur nach wirtschaftlichen, sondern auch nach ökologischen (wie Wasser- und Energieverbrauch, Abfallmanagement) und sozialen Kriterien, wie faire Arbeitsbedingungen oder ohne Kinderarbeit, geführt wird. Die Nichtregierungsorganisation Global Sustainable Tourism Council GSTC entwickelte einen internationalen Standard für nachhaltigen Tourismus. Die Kriterien sind Minimumanforderungen, die von nachhaltigen Hotels und Reiseveranstaltern eingehalten werden sollten, um die Ressourcen der Welt für spätere Generationen zu erhalten.
Empfehlung
Führende touristische Nachhaltigkeitslabels - Orientierungshilfe im Labeldschungel.

Tipp 4

Natur, Umwelt und Tiere respektieren Der achtsame Umgang mit der Natur und der Umwelt ist nicht nur zu Hause, sondern auch unterwegs ein Zeichen von Respekt und Anstand. Dazu gehören zum Beispiel:  der sparsame Umgang mit Wasser und Energie, d.h. das Wasser nicht unnötig laufen lassen, die Beleuchtung oder Klimaanlage nur bei Bedarf einschalten, die Bettwäsche oder Handtücher nicht täglich waschen.  das Vermeiden von unnötigem Abfall wie zum Beispiel Einwegverpackungen (Alu-Dosen, PET-Flaschen etc.), Plastiksäcke.  keinen Abfall in der Natur zu hinterlassen, sondern ihn wo möglich an speziell gekennzeichneten Orten zu entsorgen oder wieder nach Hause (oder in die Unterkunft) mitzunehmen.  das Verwenden von wieder mehrfach nutzbaren Trinkflaschen oder Tüten, Taschen etc.  das kritische Hinterfragen von touristischen Angeboten mit Tieren. Wenn die Grundsätze des Tier- und Artenschutzes nicht eingehalten werden, raten wir generell von einem Besuch ab. Das gilt zum Beispiel für den Besuch von Delfinarien, Elefantenstationen etc.
Empfehlung
Abfall unterwegs, was tun - fairunterwegs.org/Abfall
Tierschutz unterwegs beachten - World Animal Protection  und KYMA sea conservation &research
Geschützte Tier- und Pflanzenarten beachten - Artenschutzrechtliche Einfuhrbedingungen

Tipp 5

Begegnungen unterwegs – Menschen- und Kinderrechte achten Menschen stehen im Mittelpunkt jeder Reise, ob Gastgeber oder Gast. Damit sind wir Reisende jedoch auch gefordert. Den Menschen unterwegs müssen wir neugierig auf Augenhöhe begegnen. Geduld, Achtsamkeit und Verständnis für andere Sitten und Gebräuche sind gefragt. Fünf Faustregeln haben sich dabei bewährt. Neben den positiven Seiten des Tourismus als Wirtschaftsfaktor und Einnahmequelle hat dieser auch seine Schattenseiten: Das Risiko für die Missachtung von Menschen- und Kinderrechten erhöht sich. Wer eine nachhaltig zertifizierte Unterkunft (siehe Tipp 3) wählt, nimmt u.a. auch seine Verantwortung für die menschenrechtliche Sorgfalt wahr. Zertifizierte Unterkünfte (nach GSTCStandard) achten auf die Einhaltung der Menschen- und Kinderrechte. Das heisst, sie verpflichten sich, die Menschenrechte einzuhalten. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei dem Schutz der Kinder gegen die sexuelle Ausbeutung.
Empfehlung
Reisen mit fünf Faustregeln im Gepäck - fairunterwegs.org
Kinderschutz und Tourismus - Nicht wegsehen!
Menschenrechte und Tourismus – Roundtable for Human Rights in Tourism

Wie fair sind Sie unterwegs? Testen Sie sich

Sie trennen Müll, kaufen fair Gehandeltes, regional, saisonal und biologisch Produziertes aber: Wie gut berücksichtigen Sie diese Werte in Ihren Ferien?

Finden sie es heraus mit dem fairunterwegs-Reisecheck.  Kreuzen Sie bei jeder Frage die Lösung an, die am ehesten zutrifft. Zum Schluss erhalten Sie Feedback und Ermutigung.